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update 28. April Flachsflächen 2025 – Sommerflachs leidet besonders unter Trockenheit

Man könnte ja vermuten, dass die Verkäufer der mengen- und qualitätsmäßig durchaus befriedigende Flachsernte 2024 die nachgebenden Faserpreise durch Tartarenmeldungen stabilisieren möchten – aber es ist kein Sales-Talk sondern Realität.

Nicht nur in Deutschland war Niederschlag von Anfang März bis 10. April eine seltene Angelegenheit. Bis zu 100 mm unter dem langjährigen Mittel war die negative Bilanz – von Nordfrankreich bis Nordholland. Besonders hart betroffen war Südholland und die Küstengebiete Nordbelgiens.

Die zeitgerechte Bearbeitung der schweren Böden war um Teil einfach Glücksache: zu früh – grobe Struktur plus Bodenverdichtung, zu spät grobe Struktur – in beiden Fällen schwierige Auflaufbedingungen. Während es bei Frühjahrsaussaat meist eher um unregelmäßigen Auflauf wegen grober Struktur oder um nur teilweisen Auflauf wegen fehlendem Bodenwasseranschluss ging hat die Trockenheit den Winterflachs insbesondere in Südholland zur Unzeit getroffen – während des Streckungswachstums.

In der Normandie waren die Niederschlagsverhältnisse günstiger: Sorte Cirrus, gesät am 20.10.2024 in Normandie Suisse, etwa 50 cm Höhe am 18.4.2025. die Farbe des Bestandes ist nicht zu dunkel, so dass er die Blüte stehend absolvieren könnte.

Beim Sommerflachs hat die Saattechnik einen großen Einfluss auf Umfang und Gleichmäßigkeit des Auflaufs gezeigt. Die Katara-Variante zeichnet sich offenbar durch besonders gute Rückverdichtung des Ablagehorizonts aus und

 

Es bleibt zu hoffen, dass die für Ostern angekündigten Niederschläge im Bereich von 30 mm flächendeckend fallen. Unter 10-15 mm wäre keine Entlastung der angespannten Wassersituation zu erwarten. Stand Ostersamstag sind in den letzten 4 Wochen keine 50 mm Niederschlag gefallen.

 

Günstigere Verhältnisse werden von den etwas leichteren und gut drainierten Böden aus der Haute Normandie berichtet – gute Bedingungen bei der Bodenbearbeitung und moderne Sätechnik haben zu teils sehr schönem und gleichmäßigem Feldaufgang geführt.

 

Die trockene Witterung begünstigt den  Erdfloh (Psylliodes). Der ist eigentlich gar kein Floh, sondern ein Blattkäfer (Chrysomelidae). Die verwirrende Bezeichnung rührt wahrscheinlich daher, dass der Käfer extrem kräftige Hinterbeine besitzt. Mit diesen kann der Blattkäfer, wie ein Floh, sehr weit springen. Weitere Erkennungsmerkmale sind die artspezifische dunkelbraune bis schwarze Färbung und die Größe von etwa drei Millimetern. Das Schadbild ist solange nicht kritisch als der Käfer nicht das Spitzenmeristem der Flachspflanzen anknabbert – dann aber kommt es zu nicht akzeptablen Schäden in der weiteren Entwicklung der Flachspflanzen wie Zwiewuchs, Läsionen der Faserbündel oder Verzwergung.

Update 25.4.2025

Hatten einige Böden noch genügend Reserven um bei geeigneter Saattechik einen ordentlichen Feldaufgang zu gewährleisten, so werden auch auf immer mehr Flachsflächen unregelmäßiger Auflauf, ausgedünnte Bestände und vertrocknete Keimlinge offenbar.

Die Ursache besteht in einer ungewöhnlich langen trockenen Phase die bespielsweise in Südholland vom 5.3. bis 25.4.2025 lediglich 26 mm Niederschlag (Station Vlissingen) erbracht hat, von denen 10 mm am 24.4. niedergegangen sind. Damit dies nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bleibt, sind weitere 40 mm in deZum Vergleich: im gleichen Zeitraum 2024 fielen 128 mm! Ähnlich die Niederschlagsverhältnisse in der Normandie Station Rouen.

Lediglich die gute Unterbodenzugänglichkeit hat viele Flachsanbauer davor zu dem – wenn überhaupt vorhanden – davor bewahrt, zum letzten und teuersten Rettungsanker greifen zu müssen – einer Beregnung. in den 1990ern auf der schleswigholsteinischen Geest ein Mittel, um von eigentlich nicht flachstauglichen Sandböden erstaunlich gute Faserqualitäten zu gewinnen. Auf mittleren Böden jedoch ein Ritt auf der Rasierklinge, weil die hohen Wassermengen in kurzer Zeit zur Verkrustung führen und oft ein weiterer Durchgang erforderlich wird, um diese Kruste für den Keimling wieder aufzuweichen.

Update 28.4.2025

Regional uneinheitlich und pflanzenbaulich bzw. ertragssichernd seit mehr als 10 Jahren erstmalig wirklich von Vorteil ist in dieser Saison Winterflachs. Zwar erreicht Winterflachs unter für Sommerflachs günstigen  Wachstumsbedingungen in der Regel nicht den Fasergehalt und die Faserqualität von Letzterem, in diesem Jahr ist es aufgrund der Frühjahrtrockenheit anders: der Winterflachs konnte die Herbst- und Winterniederschläge nutzen und sein Wurzelsystem bis etwa 70-80 cm Tiefe entwickeln.

In teils so tiefgründigen Böden ohne Verdichtungszonen wie sie in der küstennahen Region um Cabourg, dem Enstehungsort des Bildes vom 26.4.25 (danke Pascal Legrix) vorkommen,  sah man es sogar die Gabe eines aus dem Rapsanbau bekannten Wachstumsregulators als sinnvoll an. Die Sorte Olga, gesät am 5.10.2024 ist nun  90-95 cm hoch und wird nach der Blüte 100 cm überschreiten. Der von der Mehrzahl der Anbauer sehnlich erwartete Regen könnte sich in diesem speziellen Fall als fatal erweisen.

 

Saatgut Faserlein ist wieder verfügbar – darunter zwei neue Sorten

Inzwischen  ist das Saatgut (5 Sorten aktuell im Angebot) für die neue Kampagne 2025/2026  in relevanten Mengen verfügbar (Vorbestellungen werden abgearbeitet, 1 kg Packungen aber in 50 g Packungen)

Felice hat  einen hohem Stroh- und Faserertrag (102 bzw. 103%) und weist sehr gute Resistenzen gegen Fusarium und Flachsbrand auf.  Daneben weist Felice eine eher zögerliche Jugendentwicklung verbunden mit einer  mittelspäten Abreife auf, wobei die Sorte unter ungünstigen Bedingungen (Regen und Wind während der Blüte) leicht ins Lager geht..

Avian weist einen mittlerem Strohertrag (100%) und mittleren Faserertrag (101%) auf, hat eine sehr guter Resistenz gegen Fusarium jedoch nur mittlerer Resistenz gegen Flachsbrand. Avian hat eine relativ schnelle Jugendentwicklung und eher frühe Abreife.

Christine weist einen überdurchschnittlichem Strohertrag (102%) und überdurchschnittlichem  Faserertrag (102%) bei sehr guten Resistenzen gegen Fusarium und Flachsbrand und vergleichsweise schneller Jugendentwicklung bei mittlerer Lagerneigung und mittelspäter Ernte auf. Nach meinen Erfahrungen eine der unproblematischeren Sorten.

Celeste weist einen hohem Strohertrag (105%) und hohem Faserertrag (107%) bei mittleren Resistenzen gegen Fusarium und Flachsbrand aber vergleichsweise schneller Jugendentwicklung und sehr früher Ernte auf – aus pflanzenphyiologischen Gründen (Massenbildung eilt Festigungsgewebe voraus)  reagiert Celeste aber unter ungünstigen Bedingen lagersensibel.

Tango weist einen überdurchschnittlichen Strohertrag, guten Samenertrag (bis zu 9% der Erntetrockenmasse) und überdurchschnittlichen Faserertrag auf, reagiert aber sensibel auf Bodenverdichtungen. Nach meinen Erfahrungen die ideale Sorte um handwerklich Röstversuche zu unternehmen (ich habe aus geriffeltem Tauröststroh von Tango 31% Langflachs und geriffeltem Stroh aus modifizierter Wasserröste 35% Langflachs und nur 2% Schwungwerg auf einer flämischen Mühle erschwungen)

Die Sorten Natalie, Calista und Lisette werden ab sofort nicht mehr angeboten. Die Einkaufspreise haben sich leider um 14% erhöht, möglichweise weil die diesjährige Anbaufläche in Westeuropa nochmals erhöht werden wird.

Zwei neue Flachssorten im Angebot – LIsette geht – Nathalie und Christine kommen – Avian und Felice bleiben

Die letzten Jahre waren für den europäischen Flachssektor überdurchschnittlich erfolgreich. Kaum jemand kann sich an eine derart lange Phase mit stabilen Märkten und hohen Preisen erinnern. Dabei musste das Angebot nicht durch die früher übliche Methode der Flächenreduktion verknappt werden. Vielmehr waren es sehr unterschiedliche lokale Bedingungen, die im Einzelfall sowohl zu 3000 kg Langfaser je Hektar wie auch zu einen Totalausfall führen konnten.  Im letzten Jahre 2023 wurde allenfalls in absoltuen Ausnahmesituationen was Boden und Niederschlag betraf eine Langfaserertrag von über 1000 kg/ha erzielt. Dennoch wurden je Hektar Deckungsbeiträge im Bereich von 8000 € bzw. Langfasererlöse von 13.000 €/ha erzielt. Der Grund dafür lag in dem aufgrund der europaweiten Trockenheit in Mai und Juni und daraus resultierend den geringen Stängellägen von Flachs bzw. einem extrem geingen Strohertrag mit einem geringen Anteil an Langfasern.

Dennoch scheint es, also könnten sich neue Sorten besser mit veränderten Umweltbedingungen arrangieren – so ist dem Vernehmen nach nicht ein nochmals höherer Faserertrag das wesentlichste Zuchtziel sondern verbesserte Resistenzen gegen Pilzkrankheiten oder Resilienz gegen Trockenheit.  Vor diesem Hintergrund passen wir unser Sortenspektrum an: die treue Lisette wird jetzt auslaufen, zu den Avian und Felice der letzen Jahre nehmen wir Nathalie und Christine hinzu.

Diese vier Sorten bilden aktuell ein weites Spektrum von Eigenschaften und Bedürfnissen ab:  (Prozentzahl jeweils bezogen auf den Durchschnitt aller Sorten)

Felice mit dem höchsten Stroh- und Faserertrag ((108 bzw. 109%) und sehr guten Resistenzen gegen Fusarium und Flachsbrand.  Eher zögerliche Jugendentwicklung verbunden mit einer  mittelspäten Abreife.

Avian weist einen  guten Strohertrag (102%) und sehr gutem Faserertrag (105%) auf, dies bei sehr guter Resistenz gegen Fusarium jedoch nur mittlerer Resistenz gegen Flachsbrand. Avian bietet eine relativ schnelle Jugendentwicklung und frühe Abreife.

Nathalie hat mit überdurchschnittlichem Strohertrag (103%) und einen seht guten Faserertrag bei sehr guten Resistenzen gegen Fusarium und Flachsbrand aber vergleichsweise langsamerer Jugendentwicklung aber dafür mittelfrüher Ernte.

Christine bietet einen überdurchschnittlichem Strohertrag (104%) und durchschnittlichem  Faserertrag (102%) bei sehr guten Resistenzen gegen Fusarium und Flachsbrand und vergleichsweise schneller Jugendentwicklung bei geriner Lagerneigung.

Wir wünschen viel Spaß bei eigenen Anbauerfahrungen mit diesen Flachssorten….

 

Wir haben unser Saatgut-Sortiment Faserlein angepasst

Wie bei vielen guten Dingen im Leben kommt auch für “seinerzeit” gute Faserleinsorten der Zeitpunkt, wo diese Platz für neue Sorten machen: Dieses Jahr trifft es die Sorten Marylin und Calista, die wir zugunsten der neuen Sorte Felice nicht nachgekauft haben.

Die Hauptmenge bilden die Sorten Lisette, Avian und Felice.

Diese drei Sorten bilden ein weites Spektrum von Eigenschaften und Bedürfnissen ab: Während es sich bei Lisette um eine etwas ältere (und bewährte) Sorte mit einem durchschnittlichen Faserertrag (100%) bei vergleichsweise  spartanischen Ansprüchen an Boden und Niederschlag handelt, nimmt Avian mit einem überdurchschnittlichen Faserertrag (105%) eine Mittelstellung ein. Felice mit einem weit überdurchschnittlichen Faserertrag (110%) ist relativ  lagerresistent und unempfindlich gegen die typischen Flachskrankheiten, benötigt für das Ausspielen ihrer Vorzüge optimale Bedingungen hinsichtlich Bodengüte, Nährstoffversorgung und Wasser.

Kleine Mengen Vesta und Calista sind noch erhältlich, wobei Vesta als einzige gebeizte Sorte (etwas ungeliebt) bei uns aus dem Rahmen fällt.

Rechtzeitig zur Aussaat – weitere Faserleinsorten im Programm

Flachs blau blühend

Flachs blau blühend

Nun kommt bald das Frühjahr, die richtige Zeit für eigene Anbauversuche mit Flachs. Um Ihnen die Möglichkeit dafür zu geben, haben wir zwei weitere Faserleinsorten in unser Programm genommen.

Bisher konnten Sie bei uns lediglich die Sorte Marylin erhalten. Sie ist zwar nicht die schnellste in der Jugendentwicklung, hat dafür aber eine sehr gute Widerstandsfähigkeit gegen das gefürchtete „Lagern“. Dabei wird der Flachs kurz vor oder in der Blüte durch die Kombination von Wind und Regen niedergedrückt und bleibt, zumindest bei ungünstigem Wetter, bis zur Ernte auf dem Boden liegen. Dadurch ist weder das Raufen sehr vergnüglich noch wird das – zwangsläufig verwirrte Stroh- nach Rösten und Schwingen eine gute Faser bringen.
Vom Faserertrag her ist Marylin ein wenig in die Jahre gekommen, erreicht sie doch nur etwa 90 % bis 95 % der – hinsichtlich Standfestigkeit oft freilich heikleren – neuesten Sorten. Deshalb werden wir Marylin irgendwann durch ihre quasi direkte Nachfolgerin Lisette ersetzen.

Neu bei uns ist die blau blühende Sorte Noemi mit einer eher langsamen Jugendentwicklung, einem sehr hohen Fasergehalt, einem guten Strohertrag und daraus folgend einem sehr hohen Fasergehalt je Flächeneinheit. Noemi hat hat gute Eigenschaften hinsichtlich Widerstandsfähigkeit gegen Lagerbildung. Hinsichtlich Erntetermin zählt Noemi nicht zu frühesten Sorten, dafür bringt sie jedoch mit einen hohen Samenertrag.

Die Dritte im Bunde ist Avian, eine neue, sehr leistungsfähige Sorte. Sie verbindet eine eher langsame Jugendentwicklung mit einer etwas früheren Abreife. Sie gilt als ebenso lagerresistent wie Marylin und Lisette, so ist Avian doch in dieser Hinsicht die beste unter den Hochleistungssorten. Ihre Vorzüge liegen klar im Bereich von Fasergehalt und Faserertrag je Flächeneinheit.

Um Ihrer Experimentierfreude ein wenig entgegen zu kommen, haben wir zusätzlich zu den Einzelpackungen zwei Experimentierkollektionen zusammengestellt.

Dabei erhalten Sie entweder je 50 g dieser drei Sorten zum gegenüber dem Einzelpreis (13,50 €) auf 9,90€ reduzierten Paketpreis oder Sie
können jeweils 1 kg der drei Sorten erhalten, wobei der Paketpreis sich gegenüber dem Einzelpreis (39,50 €) auf 29,90 € reduziert.

Alle unsere Flachssorten sind ungebeizt, d.h. nicht mit üblichen chemischen Saatgutbehandlungsmitteln gegen Pilze oder Insekten versehen. Sie können daher bedenkenlos von blanker Hand säen.

Links die mittelfrühe Sorte, mittig die späte Sorte und rechts die weiß blühende Sorte

Links eine mittelfrühe Sorte, mittig eine späte Sorte und rechts eine weiß blühende Sorte