update 28. April Flachsflächen 2025 – Sommerflachs leidet besonders unter Trockenheit, dann Regen und Sturm
Update Blüte
Nicht nur Trockenheit, auch punktuell heftige Regenfälle und Starkwinde haben den Aufwuchs 2025 beeinflusst.
Flachs ist eine wunderbare Kultur, wenn er gleichmäßig in der Höhe und aufrecht stehend bei trockenem Wetter gerauft werden kann. Leider ist das nicht immer der Fall.
Eine ganze Reihe von Ursachen kann dazu führen, dass Flachs ins Lager geht, d.h. zu Ernte mehr oder weniger platt auf dem Boden liegt. Zu diesen Ursachen gehören beispielsweise Starkregen und/oder Starkwinde, Baumschatten am Feldrand, Insektenbefall, systemische Pilzerkrankungen, zu viel Stickstoff oder zu wenig Zink bzw. Kalium im Boden, eine zu hohe Bestandesdichte oder eine sensible Sorte.
Wichtig ist auch der Zeitpunkt, zu dem der Flachs ins Lager gegangen ist: Regen und Starkwind kurz vor oder zu Beginn der Blüte führen, insbesondere wenn einige bedeckte nasse Tage folgen meist zu einem irresversiblen Lager, bei dem die Flachspflanzen in Wirbeln in Bodennähe liegen, die Blüte oder bereits gebildete Kapseln sich nach oben orientieren, der basale Stängelteil jedoch anfängt zu faulen. Ein solcher Bestand ist – wenn zur Gänze betroffen – wertlos und lohnt keinen weiteren Aufwand – im Gegenteil: Ernte-, Lagerungs- und Verarbeitungskosten werden von den Produkterlösen nicht gedeckt, es geht nur um Verlustminimierung.
Standorttypische Effekte wie ein Waldschatten führen zwar oft zu lagernden Beständen, dies jedoch nur auf einem Bruchteil der Gesamtfläche. Insoweit ist die Rentabilität der Gesamtfläche nicht gefährdet, auch wenn es angezeigt ist, diesen Flachs nach der Röste von dem der Hauptfläche zu trennen, weil geringere Ausbeute und mindere Qualität die Hauptfläche überproportional schädigen würden.
Spätes Lager ist oft nicht sehr problematisch, insbesondere dann, wenn nach dem Ereignis für einige Tage Sonne und Wind den Bestand wieder auf die Füße stellen. Faserqualität und -ausbeute sind nur wenig betroffen.
Man könnte ja vermuten, dass die Verkäufer der mengen- und qualitätsmäßig durchaus befriedigende Flachsernte 2024 die nachgebenden Faserpreise durch Tartarenmeldungen stabilisieren möchten – aber es ist kein Sales-Talk sondern Realität.
Nicht nur in Deutschland war Niederschlag von Anfang März bis 10. April eine seltene Angelegenheit. Bis zu 100 mm unter dem langjährigen Mittel war die negative Bilanz – von Nordfrankreich bis Nordholland. Besonders hart betroffen war Südholland und die Küstengebiete Nordbelgiens.Die zeitgerechte Bearbeitung der schweren Böden war um Teil einfach Glücksache: zu früh – grobe Struktur plus Bodenverdichtung, zu spät grobe Struktur – in beiden Fällen schwierige Auflaufbedingungen. Während es bei Frühjahrsaussaat meist eher um unregelmäßigen Auflauf wegen grober Struktur oder um nur teilweisen Auflauf wegen fehlendem Bodenwasseranschluss ging hat die Trockenheit den Winterflachs insbesondere in Südholland zur Unzeit getroffen – während des Streckungswachstums.
In der Normandie waren die Niederschlagsverhältnisse günstiger: Sorte Cirrus, gesät am 20.10.2024 in Normandie Suisse, etwa 50 cm Höhe am 18.4.2025. die Farbe des Bestandes ist nicht zu dunkel, so dass er die Blüte stehend absolvieren könnte.
Beim Sommerflachs hat die Saattechnik einen großen Einfluss auf Umfang und Gleichmäßigkeit des Auflaufs gezeigt. Die Katara-Variante zeichnet sich offenbar durch besonders gute Rückverdichtung des Ablagehorizonts aus und
Es bleibt zu hoffen, dass die für Ostern angekündigten Niederschläge im Bereich von 30 mm flächendeckend fallen. Unter 10-15 mm wäre keine Entlastung der angespannten Wassersituation zu erwarten. Stand Ostersamstag sind in den letzten 4 Wochen keine 50 mm Niederschlag gefallen.
Günstigere Verhältnisse werden von den etwas leichteren und gut drainierten Böden aus der Haute Normandie berichtet – gute Bedingungen bei der Bodenbearbeitung und moderne Sätechnik haben zu teils sehr schönem und gleichmäßigem Feldaufgang geführt.
Die trockene Witterung begünstigt den Erdfloh (Psylliodes). Der ist eigentlich gar kein Floh, sondern ein Blattkäfer (Chrysomelidae). Die verwirrende Bezeichnung rührt wahrscheinlich daher, dass der Käfer extrem kräftige Hinterbeine besitzt. Mit diesen kann der Blattkäfer, wie ein Floh, sehr weit springen. Weitere Erkennungsmerkmale sind die artspezifische dunkelbraune bis schwarze Färbung und die Größe von etwa drei Millimetern. Das Schadbild ist solange nicht kritisch als der Käfer nicht das Spitzenmeristem der Flachspflanzen anknabbert – dann aber kommt es zu nicht akzeptablen Schäden in der weiteren Entwicklung der Flachspflanzen wie Zwiewuchs, Läsionen der Faserbündel oder Verzwergung.
Update 25.4.2025
Hatten einige Böden noch genügend Reserven um bei geeigneter Saattechik einen ordentlichen Feldaufgang zu gewährleisten, so werden auch auf immer mehr Flachsflächen unregelmäßiger Auflauf, ausgedünnte Bestände und vertrocknete Keimlinge offenbar.
Die Ursache besteht in einer ungewöhnlich langen trockenen Phase die bespielsweise in Südholland vom 5.3. bis 25.4.2025 lediglich 26 mm Niederschlag (Station Vlissingen) erbracht hat, von denen 10 mm am 24.4. niedergegangen sind. Damit dies nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bleibt, sind weitere 40 mm in deZum Vergleich: im gleichen Zeitraum 2024 fielen 128 mm! Ähnlich die Niederschlagsverhältnisse in der Normandie Station Rouen.
Lediglich die gute Unterbodenzugänglichkeit hat viele Flachsanbauer davor zu dem – wenn überhaupt vorhanden – davor bewahrt, zum letzten und teuersten Rettungsanker greifen zu müssen – einer Beregnung. in den 1990ern auf der schleswigholsteinischen Geest ein Mittel, um von eigentlich nicht flachstauglichen Sandböden erstaunlich gute Faserqualitäten zu gewinnen. Auf mittleren Böden jedoch ein Ritt auf der Rasierklinge, weil die hohen Wassermengen in kurzer Zeit zur Verkrustung führen und oft ein weiterer Durchgang erforderlich wird, um diese Kruste für den Keimling wieder aufzuweichen.
Update 28.4.2025
Regional uneinheitlich und pflanzenbaulich bzw. ertragssichernd seit mehr als 10 Jahren erstmalig wirklich von Vorteil ist in dieser Saison Winterflachs. Zwar erreicht Winterflachs unter für Sommerflachs günstigen Wachstumsbedingungen in der Regel nicht den Fasergehalt und die Faserqualität von Letzterem, in diesem Jahr ist es aufgrund der Frühjahrtrockenheit anders: der Winterflachs konnte die Herbst- und Winterniederschläge nutzen und sein Wurzelsystem bis etwa 70-80 cm Tiefe entwickeln.
In teils so tiefgründigen Böden ohne Verdichtungszonen wie sie in der küstennahen Region um Cabourg, dem Enstehungsort des Bildes vom 26.4.25 (danke Pascal Legrix) vorkommen, sah man es sogar die Gabe eines aus dem Rapsanbau bekannten Wachstumsregulators als sinnvoll an. Die Sorte Olga, gesät am 5.10.2024 ist nun 90-95 cm hoch und wird nach der Blüte 100 cm überschreiten. Der von der Mehrzahl der Anbauer sehnlich erwartete Regen könnte sich in diesem speziellen Fall als fatal erweisen.